Auslandsaufenthalt in Südafrika

Die CDG förderte Bele Meinecke aus dem Landkreis Diepholz, die für sieben Monate nach Südafrika reiste um dort in einem Kinderheim ehrenamtlich zu arbeiten. Sie hat  den hier abgedruckten, von uns leicht gekürzten Bericht geschickt.

Mein Auslandsaufenthalt

Südafrika, Robertson

– Cape Winelands –

17.09.2017 – 18.04.2018

 

Im September letzten Jahres begann meine spannende Reise nach Afrika, einen für mich bislang unbekannten Kontinent. Mein Ziel: Südafrika, genauer gesagt, Robertson. Eine kleinere Stadt mit ca. 27.800 Einwohnern und bekannt für den Wein-, Obst- und Gemüseanbau.

Schon während meiner Schulzeit auf dem beruflichen Gymnasium wusste ich, dass ich nach meinem Abitur etwas erleben möchte. Ein neuer Kontinent, fern von europäischen Standards, neuen spannenden Kulturen und eine freiwillige Tätigkeit, das hörte sich genau richtig für mich an.

Die Reise nach Südafrika

Nach dem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren und ich mein Visum sicher im Reisepass eingeklebt hatte, konnte es endlich losgehen. Ein mulmiges Gefühl, das gewöhnte Zuhause, die Umgebung aber vor allem die Familie und Freunde erst einmal zu verlassen. Dennoch war ich voller Spannung endlich nach Südafrika zu fliegen, sodass das mulmige Gefühl schnell verschwand. Nach einem langen Flug bin ich sicher in Kapstadt angekommen. Dort blieb ich erstmal für die erste Woche, denn ich nahm an einer Orientierungswoche meiner Organisation teil. Wir haben viel von Kapstadt- und Umgebung gesehen. All diese Eindrücke stimmten mich noch mehr für meine weitere Zeit in Südafrika ein und ich wurde von Tag zu Tag gespannter endlich in dem Kinderheim in Robertson zu arbeiten. Früh am Samstagmorgen ging es dann mit dem Bus von Kapstadt nach Robertson. Ich musste in Kapstadt an der Bushaltestelle länger warten, weil der Bus ausgefallen war. Nicht so schlimm dachte ich mir, daran musst du dich hier wohl gewöhnen, ging es mir durch den Kopf. Schnell fühlte ich mich aber sehr unwohl. Ein Obdachloser setzte sich neben mich und bettelte nach Geld und wurde schnell unfreundlich und ich bekam Angst. Aber diese Situation habe ich gemeistert und rückblickend war es vielleicht auch eine wichtige Erfahrung.

Arbeiten in „Die Herberg Kinderhuis“

Nach einer zwei-stündigen Busfahrt bin ich in Robertson angekommen und eine Mitarbeiterin des Kinderheims wartete schon an der Bushaltestelle auf mich. Angekommen in dem Kinderheim wurde mir alles gezeigt. Ich hatte ein eigenes Zimmer und ein Badezimmer, was ich später aber mit den anderen deutschen Freiwilligen geteilt habe. Dann war ich erst einmal alleine. Die ganze Anspannung war gefallen und ich realisierte: Jetzt bist du hier und so schnell nach Hause kommst du nicht. Das Heimweh ließ auch nicht mehr lange auf sich warten, doch nachdem der Arbeitsalltag anfing und im Oktober dann auch die anderen deutschen Freiwilligen Lea und Jule kamen wurde es schnell besser. Ich fühlte mich von Tag zu Tag wohler und die Arbeit in dem Kinderheim machte mir richtig Spaß.

Das Kinderheim, „Die Herberg Kinderhuis“ ist für 122 Kinder im Alter von 0-18 Jahren verantwortlich. Zusammen leben die Kinder in 8 separaten Wohnungen. Es gibt jeweils eine Wohnung für die Babys und Kindergartenkinder und sechs andere Wohnungen für die größeren Jungen und Mädchen, dabei leben die Jungen getrennt von den Mädchen.

Meine Aufgaben im Kinderheim

Als Freiwillige in der Herberge war es meine Aufgabe morgens von 9:00 Uhr bis 13:00 Uhr im Büro zu unterstützen. Dort habe ich Reporte, die über das Verhalten der Kinder berichten, bearbeitet und sortiert, die Terminplanung der kommenden Woche organisiert, Statistiken, die ebenfalls etwas über das Verhaltensmuster und den Entwicklungsstand berichten, berechnet und viel genäht. Das Nähen wurde überraschender Weise zu einer sehr wichtigen Aufgabe. Jedes Kind in der Herberge besitzt eine eigene Nummer, diese ist wichtig für die Wäscherei, damit keine Kleidung durcheinanderkommt. Gab es einen Jahreszeitenwechsel oder ein Kind ist neu in die Herberge eingezogen, so musste ich die Kleidungsstücke für die jeweiligen Kinder mit der entsprechenden Nummer versehen.

Nach der Mittagspause arbeite ich von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr in den Wohnungen mit den Kindern zusammen. Nach dem Mittagessen hatten die Kinder Zeit ihre Hausaufgaben zu erledigen. Ich habe bei Fragen geholfen und unterstützt. Nach der sogenannten „study – time“ ging es dann für alle Kinder nach draußen zum Spielen. Die Herberge besitzt ein großes Grundstück mit einem Basketballfeld, Footballfeld und einem eigenen Pool. In dieser Zeit hatte ich die Aufsicht über die Kinder aus meiner Wohnung, in der ich arbeitete. Gerade an den heißen Tagen haben die Kinder das Schwimmen im Pool sehr genossen und es war immer wieder schön für mich die Kinder so glücklich zu sehen. Nach der Spielzeit ging es dann um 17:00 Uhr wieder ins Haus. Alle Kinder mussten sich duschen und ihre Schlafsachen anziehen. In der Zwischenzeit habe ich das Abendbrot, welches von der eigenen Küche der Herberge zubereitet wurde, auf Tellern angerichtet und Tee gekocht. An manchen Tagen war es auch meine Aufgabe als Aufsichtsperson bei der Dusche zu stehen und den kleineren Kinder zu helfen oder die größeren Kindern daran zu erinnern, dass nicht zu viel Wasser aufgrund des Wassermangels verschwendet wird.

Während meiner Arbeitszeit habe ich wahrgenommen, dass wir als Freiwillige sehr wichtig für Herberge sind. Das Autofahren wurde zu einer meiner wichtigsten Aufgaben. Ganz egal wie weit, ob es nur zu Freizeitaktivitäten ging oder jeden Freitag nach Kapstadt, was zweieinhalb Stunden von Robertson entfernt war. Dort habe ich zwei Schüler von einem Internat abholen müssen. Ab Januar habe ich dann auch mittags Schüler von verschiedenen Schulen abgeholt. Doch das Autofahren hat mir viel Spaß bereitet. So bin ich schon während meiner Arbeitszeit viel rumgekommen. Außerdem ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich als Freiwillige wirklich gebraucht werde.

Ich habe mich schnell in den Arbeitsalltag eingefunden, sodass ich selbstständig arbeiten konnte. So bekam ich das Gefühl, Teil der Kollegen und der Herberge zu sein. Alle Mitarbeiter waren immer sehr freundlich und haben sich sehr über unsere Unterstützung gefreut. Es war spannend für mich die verschiedenen Kulturen zwischen den Mitarbeitern zu entdecken. Zusammen ergab sich ein angenehmes und warmes Arbeitsklima in der Herberge, sodass ich mich jeden Morgen auf den neuen Tag freuen konnte.

So bin ich rückblickend mit meiner Entscheidung, die Herberge als mein soziales Projekt gewählt zu haben sehr glücklich.

Soziale Kontakte knüpfen

Mein soziales Umfeld außerhalb der Herberge entwickelte sich schnell. Ich ging jeden Sonntag zu einer evangelischen Kirche in Robertson. So habe ich problemlos Anschluss zu der Gemeinde gefunden und viele wichtige Freundschaften geschlossen. Darüber bin ich jedem einzelnen sehr dankbar. Ich wurde sofort sehr lieb von allen aufgenommen und ich wurde beinahe jeden Tag gefragt, ob ich etwas mit ihnen unternehmen möchte. Das gab mir ein sehr spezielles Gefühl und ich habe mich noch wohler gefühlt. Ich war endlich angekommen.

Die Zeit nahm irgendwie seinen Lauf, doch dieser „Lauf“ holte mich Anfang Februar wieder ein. Leider verstarb mein Opa und damit fing eine schwierige Zeit für mich an. Ich habe überlegt nach Hause zu fliegen, aber gestärkt von meiner Familie und meinen vielen guten Freunden in Robertson habe ich mich dagegen entschieden. In dieser Zeit habe ich auch sehr viel Unterstützung von der Herberge erfahren. Sie haben mir nicht nur frei gegeben, sondern mir auch eine sehr liebevolle Karte geschrieben und einen riesigen Blumenstrauß geschenkt. Mit all dieser Hilfe habe ich es geschafft, ohne zu Hause sein zu können über meine Trauer hinweg zu kommen und weiter meine restliche Zeit in Südafrika zu genießen.

Nach Hause kommen

Und da war er. Der letzte Tag in Robertson. Ich habe mich gefreut wieder nach Hause zu kommen aber es war ein gemischtes Gefühl. Das Gefühl etwas vergessen zu haben, den traurigen Abschied von all meinen Freunden und von der Herberge war echt alles ein bisschen zu viel, sodass ich total hibbelig war.

Nach der Kofferabgabe und drei Kilogramm Übergepäck, was den ganzen Geschenken geschuldet war, ging es dann in den Flieger Richtung Dubai. Wow! Nun sind diese acht Monate in Südafrika mit allen ihren Hochs und Tiefs vorüber und sehe endlich meine liebe Familie wieder. Ich habe mich so sehr gefreut. Nach 18 Stunden, mit Stopp in Dubai kam ich nach einem angenehmen Flug endlich in Hamburg an, wo ich von meiner Familie und sogar meinen Freunden schon sehnsüchtig erwartet wurde. Dort kochten erst einmal alle Emotionen über und ich musste versuchen, einen klaren Gedanken zu fassen. Da Zuhause aber auch noch eine Überraschungsparty geplant war, klappte dies erstmal nicht. Ich war mit all diesen neuen Einblicken leicht überfordert, sodass sich die Aufregung erst nach zwei Tagen legte. Irgendwie war alles neu.

Mein Resümee

Jetzt kann ich glücklicher Weise berichten, dass dieser Auslandsaufenthalt der Richtige war. Ich habe so viele neue Erfahrungen sammeln dürfen, ich bin an mir selber gewachsen und habe viele neue Freundschaften geschlossen. Nicola, die Freundin von der ich hier berichtet habe war auch schon für vier Wochen bei mir hier Zuhause zu Besuch. Ich denke solche Freundschaften sind etwas sehr Besonderes. Diese gilt es zu pflegen.

Nach dieser intensiven Zeit freue ich mich nun auf all das Neue, was jetzt auf mich zukommt. So werde ich ab dem Wintersemester ein Lehramt – Studium beginnen.

Ich bin mir aber sehr Gewiss, dass dieser Besuch in Südafrika nicht der Letzte gewesen sein wird. Sobald es die Zeit und der Geldbeutel zulassen, werde ich wieder nach Robertson reisen, um meine Freunde zu besuchen und noch mehr von diesem atemberaubenden Land kennenzulernen.

Ich werde hoffentlich mein ganzes Leben an diesem Aufenthalt mit seien verschiedensten Einblicken und Erfahrungen zurück denken.

Abschließend möchte ich mich bei Ihnen für Ihre finanzielle Unterstützung und dem damit verbundenen Interesse herzlich bedanken.